STIMMUNG ist inspiriert durch einen Moment in Hans Zenders Oper „Stephen Climax“ (nach James Joyce). Zender vertont Blooms Ausruf „Diese Quinten!“, gemeint ist das Einstimmen leerer Violinsaiten, nicht mit Streichern sondern einem verstimmten Barpiano: falsch klingende Streicher könnten einfach korrigiert werden, aber nicht das Barpiano, dessen Ungestimmtheit „eingefroren“ ist. Literatur versucht immer wieder, vergängliche Stimmungslagen von Menschen einer bestimmten Zeit einzufangen, so wie das Klavier in Zenders Oper das Stimmungsgefüge ver-schiedener Protagonisten bewahrt. STIMMUNG fokussiert in jedem der neun Bilder den Umgang verschiedener Dichter mit dem Begriff Stimmung in Briefen, Vor-lesungen und Tagebüchern. Die Textauswahl ist das Ergebnis einer Internetrecherche nach Verteilung des Begriffs bei jenen Autoren: Goethe und Schiller verwenden ihn häufig in ihrem Briefwechsel, Hegel extrem selten, Kafka fängt den besonderen Moment ein, Toller lässt die Revolutionsstimmung der Massen aufleuchten, Harry Graf Kessler gibt die Gemütslage seiner Freunde wieder und Walter Benjamin analysiert scharf den banalen Grund seiner Gestimmtheit. Die Musik hierzu setzt die Mittel einer naturtonnahen Mikrotonalität ein und präsentiert jede „Stimmung“ in einer eigenen instrumentalen und gesanglichen Besetzung.
Alexander Strauch: STIMMUNG
über die Bedeutung dieses Begriffs in neun Bildern
für Sopran, Viola, Violoncello und Diskant-Zither
ISMN 979-0-700344-58-0 / MVN 9
28,- EUR
(München, 2013)



#Sopran #Viola #Violoncello #Zither