DIVERTIMENTO II

Das Divertimento II  für Kammorchester stammt aus dem Jahr 1997 und entstand anlässlich der Verleihung des Kompositionspreises der Raiffeisen-Schulze-Delitzsch-Stiftung. Die Komposition spielt mit überraschenden stilistischen Wechseln und dem Gruppieren vielfarbiger musikalischer Tableaus. Dabei klingen impressionistische Töne genauso an, wie frühbarocker Kontrapunkt oder grelle Musicalfarben. Bisweilen werden dabei – gemessen an dem, was scheinbar erklingt – stilfremde Techniken verwendet: Zum Beispiel wird Messiaens zweiter Modus dazu benutzt, einen in der Manier Richard Strauss´ gesetzten Quartsextakkord aufzulösen, und somit zugleich das Straussssche Idiom ironisiert und Messiaen subversiv unterlaufen. 
Der erste Satz ist ein stimmungsvolles Praeludium mit einem kurzen, sehr erregten Mittelteil, in ansonsten aber eher impressionistisch-poetischer Atmosphäre. 
Das folgende Adagio lässt über einem fächerartig sich entwickelnden Tonraum eine Melodie erklingen, die mehr und mehr alle Instrument erfasst, jedoch immer wieder durch raue Einschübe unterbrochen und schließlich ganz beendet wird. Ein bitonal-schummriges „Kinderlied“ der Celesta erklingt und wird allmählich zum Hintergrund eines Ricercar (Soggetto ist die Melodie des Satzanfangs), das sich allmählich aufbaut und wieder zerfällt und am Ende erneut das Lied der Celesta erscheinen lässt. In einer klanglich-zerbrechlichen Umgebung kehrt die Melodie des Anfangs noch einmal wieder. 
Das Finale beginnt mit einem eingängigen Thema, das in schneller Folge variiert und durchgeführt wird, wobei es – ähnlich dem Adagio-Thema des zweiten Satzes – nicht nur satztechnisch und figurativ, sondern auch stilistisch verarbeitet und in neue, unerwartete Zusammenhänge gestellt wird. 

Volker Nickel: DIVERTIMENTO II
für Kammerorchester
ISMN 979-0-700344-89-4 / MVN 42 (Part.)
32,- EUR
(München 2015)

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