LÄNDLER

Ländler für Violoncello Solo entstand 2012 für Johannes Gutfleisch. In dem Stück sind aus einem längeren cantus firmus unterschiedliche musikalische Figuren abgeleitet, deren unregelmäßiges Auftauchen die Oberfläche der Komposition bildet. Wie die Figuren im Innern verbunden sind, entzieht sich dem Blick – der cantus firmus selbst wird nie allein oder im ganzen vorgetragen; was mit den Figuren geschieht, wenn sie gleichsam abwesend sind, das weiß man nicht. Das alles gleicht der Perspektive, die jemand hat, der vor einem großen Aquarium steht und auf das Wiedererscheinen eines bestimmten Fisches wartet. Eine musikalische Figur, die ich ihrer Harmonik und Melodik, ihres Zögerns und Abwartens und Anhebens wegen „Ländler“ genannt und im Notentext auch so gekennzeichnet habe, gibt dem Stück seinen Namen. Der Ländler kehrt wieder wie Tierspuren, die einen Weg kreuzen. Es ist wie das Lauschen auf eine von fern her klingende Musik, die der Wind nur dann und wann an die Ohren trägt. Man könnte das die Diskontinuität des Erlebens nennen. Es bleiben Lücken. – Und es bleibt die Frage, was jenseits des Wahrgenommenen geschieht, ob die Dinge zu einer sinnvollen Einheit und Handlung verbunden sind, und worauf ihre Eigenschaften verweisen? Haben alle Dinge mit der selben Eigenschaft einen gemeinsamen Ursprung? Das wäre – auch in der Musik – eine Frage nach der Beseeltheit der Dinge, nach ihrem inneren Sinn und vielleicht nach ihrer Ewigkeit. 

Volker Nickel: LÄNDLER
für Violoncello Solo
ISMN 979-0-700344-49-8 / MVN 13 (Part.)
24,- EUR
(München 2013)

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