CREDO

Die Wahl der beiden Singstimmen des CREDO folgt einer alten kirchenmusikalischen Praxis, die dem Sopran die Rolle der Seele, dem Alt die des heiligen Geistes zuweist. Dabei sind die beiden Singstimmen allerdings in der Komposition insgesamt nach oben hin „verschoben“. Der lateinische Text, der auf das Konzil von Nicäa (325) zurückgeht, hatte seinen Platz lange in der Liturgie der Taufe. Die Interpretation als „Geist-Seele-Dialog“ mag vielleicht auch von daher sinnvoll erscheinen und kennzeichnet die Vertonung des lateinischen Textes hier als ein auf den einzelnen Menschen bezogenes Bekenntnis. Die Paarigkeit der Singstimmen wiederholt sich bei den beiden Orgeln, lässt aber im unterschiedlichen Wesen und der Verwendung der beiden Instrumente auch einen Bruch im Gefüge erkennen. Musikalische Grundlage der Komposition sind zwei canti-firmi: der erste eine Folge aus 264 Tönen und der andere eine zweistimmige Intervallreihe (mit einem wiederkehrenden Muster in parallelen Quinten). Auf der Intervallreihe basieren die beiden Singstimmen, die in eine zuvor ausgearbeitete, eher „erzählende“ musikalische Ebene, eingefügt sind. Dieser Montage entspricht ein das häufig wechselnde Tempo, während die Harmonik durch die Intervallkombinationen von Tritoni und Quinten bestimmt ist. Bei der formalen Anlage stehen neben großen Abschnitten Momente und Passagen der Wiederholung – besonders in der zweiten Hälfte (z.B. bei „sepultus est“, „cum gloria“, „confiteor“ und „et vitam venturi saeculi“) und am Beginn des Stückes, dem ein von der Orgel vorgetragener CREDO-Ruf vorausgeht.

Volker Nickel: CREDO 
für 2 Singstimmen und 2 Orgeln
ISMN 979-0-700344-48-1 / MVN 12 (Part.)
32,- EUR
(München, 2013)

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