Das „Abendlied“ für Violine und Klavier entstand im Jahr 2014 zum 300. Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach. Als Bezugspunkt wählt es Bachs seinerzeit berühmte Gellert-Oden von 1758. Den Texten Gellerts ist auch der Untertitel entnommen: „Im Geist den Himmel offen“. In diesen Worten klingt jener umwerfende Optimismus an, von dem die aufgeklärte Religiosität und der künstlerisch-philosophische Geist der Epoche geprägt sind.
Musikalisch zeigen die Gellert-Oden zugleich einen Carl Philipp Emanuel Bach der musikalischen Besinnlichkeit und religiösen Praxis, nicht den Avantgardisten und vormodernen Postmodernen, den manchmal verstörenden Experimentator und Virtuosen, der er freilich auch war. Zwar findet man in „Herrn Professor Gellerts geistliche Oden und Lieder mit Melodien“, so der Titel der Sammlung, auch die ein oder andere harmonische Kühnheit, doch ist die Diktion ansonsten schlicht gehalten und liedhaft. Das eigentlich Neue ist hier das Einfache, und damit eine Facette, die mehr auf Mozarts Lieder als auf den Sturm und Drang Haydns verweist.
Zwei der Lieder Bachs sind mit „Abendlied“ überschrieben, und beide finden hier Eingang in die Komposition. Wobei das eine Abendlied in den ersten, langsamen Teil, als verborgener cantus firmus geflochten ist, während das andere Abendlied – eines der bekanntesten Stücke aus dem Zyklus überhaupt – unmittelbar als Zitat erscheint.
Volker Nickel: ABENDLIED
zum 300. Geburtstag von C.P.E. Bach
für Violine und Klavier
ISMN 979-0-700344-69-2
Verlagsnummer MVN 49