Streichtrio von Maria Bosareva

Eine erste Version des Stückes entstand bereits im September 2013. Im Januar-Februar 2014 erschien dann die bearbeitete, endgültige Fassung, in der ich viele rhythmische, harmonische und formelle Korrekturen vorgenommen habe. Die erste Konstruktions-Idee des Trios war, alle drei Instrumente als ein Einziges darzustellen, wofür im musikalischen Sinne eine einstimmige Melodie am besten zu passen schien. Sie wird zuerst durch die einzelnen Töne in den Instrumenten dargestellt. Die zweite Idee kam mit der Entscheidung über die mögliche Fortsetzung. Ein enger Zusammenhang zwischen den Instrumenten sollte sich allmählich – damit kein großer Kontrast entsteht – ablösen, um eine gewisse Selbständigkeit der Instrumentenstimmen zu bekommen. Aus der Einstimmigkeit über die Heterophonie zur frühen Polyphonie – so könnte man es beschreiben. Es ging um Konstruktions-Ideen für das Stück.
Musikalisch hat das Stück zwei Themen: die erste hat einen großen Ambitus, ist lang und rhythmisch ziemlich frei. Die andere ist im Gegensatz dazu kurz, eng und rhythmisch deutlich. Kurz vor dem Schluss kehren die beiden im Kontrapunkt wieder, wodurch schon spätere Polyphonie entsteht. Es gibt im Stück auch Stellen, die den formellen Aufbau unterstützen und die Übergänge bilden: Einerseits eine Art von „Kadenzen“, die am Schluss jedes Abschnittes stehen (sie haben ausgeprägt harmonische Funktion und sollen die Entwicklung rund abschließen), andererseits liegende Töne, die im Gegensatz dazu bewirken, eine Erwartung von weiterer Entwicklung wecken.

Maria Bosareva, München 2015

 

MVN 44_Bild 1 kleinMaria Bosareva: STREICHTRIO
für Violine, Viola und Violoncello (Part.)
ISMN 979-0-700344-87-0 / MVN 44
24,- EUR

(München, 2015)

 

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„Im Geist den Himmel offen“

Das „Abendlied“ für Violine und Klavier entstand im Jahr 2014 zum 300. Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach. Als Bezugspunkt wählt es Bachs seinerzeit berühmte Gellert-Oden von 1758. Den Texten Gellerts ist auch der Untertitel entnommen: „Im Geist den Himmel offen“. In diesen Worten klingt jener umwerfende Optimismus an, von dem die aufgeklärte Religiosität und der künstlerisch-philosophische Geist der Epoche geprägt sind.

Musikalisch zeigen die Gellert-Oden zugleich einen Carl Philipp Emanuel Bach der musikalischen Besinnlichkeit und religiösen Praxis, nicht den Avantgardisten und vormodernen Postmodernen, den manchmal verstörenden Experimentator und Virtuosen, der er freilich auch war. Zwar findet man in „Herrn Professor Gellerts geistliche Oden und Lieder mit Melodien“, so der Titel der Sammlung,  auch die ein oder andere harmonische Kühnheit, doch ist die Diktion ansonsten schlicht gehalten und liedhaft. Das eigentlich Neue ist hier das Einfache, und damit eine Facette, die mehr auf Mozarts Lieder als auf den Sturm und Drang Haydns verweist.

Zwei der Lieder Bachs sind mit „Abendlied“ überschrieben, und beide finden hier Eingang in die Komposition. Wobei das eine Abendlied in den ersten, langsamen Teil, als verborgener cantus firmus geflochten ist, während das andere Abendlied – eines der bekanntesten Stücke aus dem Zyklus überhaupt – unmittelbar als Zitat erscheint.

 

MVN 49_Bild 1 kleinVolker Nickel: ABENDLIED
zum 300. Geburtstag von C.P.E. Bach
für Violine und Klavier
ISMN 979-0-700344-69-2
Verlagsnummer MVN 49

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